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Erlebnistour \"Hohe Tatra\"

21.10.2012

Komfortabel gingen 22 Mann mit einem großen Bus auf die lange Reise – 15 Stunden waren da schon einzukalkulieren. A4 bis Chemnitz, dann Landstraße bis nahe Prag, um Prag herum bis Brünn, Landstraße bis Trencin und schließlich Autobahn bis nahe Poprad – vor Poprad führte die Straße in die Berge zum höchsten Ort der Slowakei: Strbske Pleso. Die Straßen in der Tschechei sind nicht gerade rückenfreundlich, der Bus polterte über vernachlässigte Straßenbelege. Ganz anders in der Slowakei, die offensichtlich auch von den Investitionen deutscher Unternehmen profitiert. Die Wettervorhersagen waren nicht berauschend: kühl und hohe Regenwahrscheinlichkeit – keine tollen Bedingungen zum Wandern. Gleich am Samstag mit günstiger Wetterprognose sollte deshalb der Gipfel des Krivan (2 494 m üM) gestürmt werden – natürlich von den taffen Jungs. Die andern haben am Gipfel geschnuppert bzw. sind die Magistrale gelaufen. Steinige Wege, die hohe Anforderungen an die Trittsicherheit stellen, waren zu bewältigen.

2005 hatte ein heftiger Sturm viele Nadelbäume umgelegt, und was der Sturm nicht geschafft hat, das haben dann Borkenkäfer erledigt. Als wenn ein Brand Quadratkilometer um Quadratkilometer vernichtet hätte, standen einzelne Bäume mahnend und trostlos an den Hängen. Die Philosophie: die Natur soll sich selber helfen. Was sie auch tut, nur eben Zeit benötigt. Am Ende der Wanderzeit und einige Wochen vor der Wintersaison waren wir froh, immer wieder in urigen Hütten einzukehren. Das Bier war gut und vor allem auch billig. Abends konnte am Buffet reichlich zugelangt werden, und in einem großen Wellnessbereich konnten sich die tapferen Wanderer erholen – waren sie doch etliche Stunden auf den Holperpfaden unterwegs, hatten ein paar hundert Höhenmeter rauf wie runter bewältigt, das Hemd gleich mehrfach durchgeschwitzt.

Ein besonderes Erlebnis gepaart mit besonderen Anstrengungen war eine Schluchtwanderung im „Paradies“. Teilnehmer, die 60 Jahre und älter sind, bezahlen nur 0,50 € Eintritt – die andern 1,50 € - Senioren genießen auch an Liften, Seilbahnen Vorzugstarife. Der Pfad entlang des Flüsschens war glitschig, rutschig, steinig. An vielen Stellen waren einfache Leitern, Ketten zum Festhalten angebracht und dann waren da noch Tritte in den Fels gedübelt, damit der Weg seitlich über dem Fluss seine Fortsetzung fand. Krampfhaft hat sich der eine oder andere an der Kette festgehalten, zumal auch diese Eisentritte – manchmal waren es auch Roste – feucht und rutschig waren. Mit Rucksack schon eine kleine Herausforderung. Der Blick war immer auf die Füße, den nächsten Tritt zu richten, nur an breiten Stellen war der Blick in die Felshöhlen – ohne Braunbären, die hier auch zu Hause sind – auf den Wasserlauf zu richten, die Natur quasi einzuatmen. Aber, die Tour geschafft zu haben, das war schon was!

Am letzten Wandertag ging’s ans östliche Ende der Hohen Tatra. Mit der Seilbahn nach Skalnate Pleso, auf der Magistralen bergab auf rutschigen Steinen zur Standseilbahn nach Stary Smokovec und von dort mit dem „Schmalspur-Cantus“ zurück nach Strbske Pleso. In der Bergbahn wurde auf Toiletten verzichtet, aber – und das haben wir ausprobiert – wer es eilig hatte, dem wurde geholfen: die Bahn hielt an einem geeigneten Bahnhof an und die Zugbegleiterin führte den/die in Not geratenen Fahrgäste zu einem WC. Danach wurde die Fahrt ohne Hektik fortgesetzt.

Der angesagte Regen fiel dann kübelweise in der Nacht zur Abreise und am frühen Morgen; je weiter es nach Westen ging, desto sonniger wurde es. Spät am Abend nach glücklicher Rückkehr den Lieben in die Arme zu fallen war dann wohl das Schönste an diesem Tag.